Die LET THEM Theorie (Mel Robbins) – Zusammenfassung & Rezension
- Dr. Peter Kreuz
- 25. Juni
- 2 Min. Lesezeit
TL;DR
Zwei Worte, ein Versprechen – aber wie viel Substanz steckt wirklich dahinter? Mel Robbins präsentiert in ihrem Buch eine verblüffend einfache Formel gegen Stress, Überforderung und Kontrollzwang: Lass die anderen einfach machen. Statt ständig gegen das Verhalten anderer zu kämpfen, empfiehlt Robbins, Energie zurückzugewinnen, indem man schlicht „sie lässt“. Die daraus freigesetzte Kraft soll für das eigene Wachstum nutzbar gemacht werden.
Zusammenfassung: Die LET THEM Theorie
Der rote Faden des Buchs ist schnell erklärt: Die „Lass sie“-Theorie soll helfen, sich vom Zwang zu lösen, das Verhalten anderer kontrollieren zu wollen. Robbins ergänzt dieses Konzept mit einer zweiten Komponente: „Lass mich“ – ein Appell zur Selbstverantwortung und bewussten Reaktion.
Besonders in Erinnerung bleiben:
Die Geschichte vom Abschlussball ihres Sohnes, bei der Robbins von ihrer Tochter ermahnt wird, ihn einfach machen zu lassen – ein Aha-Moment, der zum Ausgangspunkt des Konzepts wurde.
Die Verknüpfung mit Elementen aus dem Buddhismus und Stoizismus – wenngleich eher oberflächlich angedeutet.
Der Versuch, aus einer Alltagsbeobachtung eine universell gültige Lebensphilosophie zu formen.
Strukturell hangelt sich das Buch an Anekdoten entlang und behandelt verschiedene Lebensbereiche: Familie, Freundschaft, Arbeit, Partnerschaft. Die Kapitel sind kurz, die Sprache einfach und motivierend. Wer Robbins von Social Media kennt, wird sich stilistisch schnell zurechtfinden.
Meine Meinung & Relevanz der 'LET THEM Theorie'
Was funktioniert:
Robbins trifft einen Nerv. In einer Zeit, in der People-Pleasing und Selbstverleugnung weit verbreitet sind, klingt „Let Them“ wie ein Aufatmen. Die Grundidee – hör auf, andere ändern zu wollen – ist psychologisch sinnvoll und emotional entlastend. Wer sich im Alltag ständig in Reibung mit anderen verliert, bekommt hier eine alltagstaugliche Formel zur Entschleunigung.
Was mich enttäuscht:
Oberflächlichkeit statt Tiefe: Die Kernidee trägt gerade mal für einen TED-Talk – das Buch streckt sie über 340 Seiten (!) mit Wiederholungen, Beispielen und Motivationssprüchen.
Privilegienblase: Robbins spricht aus einer Lebensrealität, in der man sich emotionale Distanz leisten kann. Für viele Leser ist „Let Them“ kein praktikabler Rat, sondern ein Luxusgedanke.
Kein Kompass für Graubereiche: Was tun bei toxischen Beziehungen, struktureller Diskriminierung oder psychischem Missbrauch? Auch da einfach “sie lassen”? Die Antworten bleiben vage.
Was hängen bleibt:
Die Erkenntnis, dass es oft nicht die Umstände sind, die uns erschöpfen – sondern unser verzweifelter Versuch, sie zu kontrollieren. Diese Einsicht ist wertvoll, doch das Buch bleibt in seiner Tiefe weit hinter allen Ansprüchen zurück.
Für wen ist die LET THEM Theorie geeignet?
Für Menschen, die zu Überverantwortung neigen, unter mentaler Erschöpfung leiden und nach einem ersten, einfachen Impuls suchen, sich selbst zu entlasten. Besonders attraktiv mag das Buch auf Menschen wirken, die Coaching-Sprache und „empowernde“ Narrative gewohnt sind.
Rebel Mind Fazit
Das Buch steht auf wackligen Füßen, wenn man es aus einer Rebel Mind-Perspektive betrachtet. Es fehlt an Systemkritik, Tiefe und Differenzierung. Statt echter Transformation bietet Robbins Lifestyle-Coaching in Bestform – emotional aufgeladen, aber konzeptionell dünn.
Empfehlung?
Nur bedingt. Als Einstieg in das Thema Kontrolle loslassen bietet das Buch leicht verdauliche Impulse. Wer jedoch wirklich tiefer graben will – sei es psychologisch, philosophisch oder gesellschaftlich –, sollte zu fundierterer Lektüre greifen. Oder gleich zur Therapie.
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